Vergeben und Verzeihen

Eine Bibelstelle hat mich immer sehr aufgeregt: „Wenn dich jemand schlägt, so halte ihm die andere Wange auch noch hin.“ Das ist ja sicher verbal gemeint und nicht tätlich. Aber heißt dass, das wir Christen uns alles gefallen lassen müssen? Das wir keinen Stolz haben und uns unterbuttern lassen? Stehen wir gar auf Schmerzen, egal ob seelisch oder körperlich?

Erst in den letzten Wochen ist mir aufgegangen, dass Vergeben und Verzeihen ein Zeichen von Größe ist. Es hat nichts mit Stolz oder sich-alles-gefallen-lassen zu tun.

Jeder Mensch macht Fehler. Keiner ist perfekt. Was maßen wir uns an, wenn wir über andere richten? Sind wir denn vollkommen? Und kann nicht nur jemand über einen anderen urteilen, der selbst frei wäre von allen Schwächen? „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!“

Hat nicht jeder eine 2. Chance verdient? Was ist so schlimm daran, Menschen, die mir viel bedeuten, die Möglichkeit zu geben, es beim nächsten Mal besser zu machen? Das ist keine Frage des Stolzes, sondern der bedingungslosen Liebe.

Ich rate jedem, es einfach einmal auszuprobieren und beim nächsten Mal die andere Wange auch noch hinzuhalten. Das ist gar nicht so schlimm oder schwierig, wie man denkt. Weil dann nämlich folgendes passiert, so meine Erfahrung: Der/die Andere ist so verblüfft, dass er nicht in der Lage ist, noch einmal „zuzuschlagen“. Eine tolle Erfahrung, die meiner Meinung nach von Stärke zeugt. Mut, über den eigenen Schatten zu springen, gehört dazu.

Im Idealfall liegen sich diese Menschen, die sich immer „geschlagen“ haben, am Ende in den Armen. Und das ist es, was ich euch/Ihnen und auch mir immer wieder aufs Neue wünsche. Machen wir uns bewusst, wir sind alle nur Menschen, mit Schwächen, Fehlern, aber auch vielen positiven und tollen Eigenschaften, für die es sich lohnt, auch einmal einen Schritt auf den anderen zu zumachen.

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