Lieben heißt auch loslassen

Das ist ein schwieriges Thema, ich weiß. Und doch hilft es. Nicht, um den Anderen oder die Andere zu vergessen. Liebe kann nur wachsen, wo es auch Raum zur Entfaltung gibt.

Ich kenne eine Frau mittleren Alters, die gerne an der Abendschule Spanisch unterrichten wollte. Ihr Mann war dagegen. Er meinte, die wenigen Stunden, die sie zusammen hätten, wären schon sehr wenig und er möchte nicht, dass sie die woanders verbringt. Sie verzichtete und ist seitdem unzufrieden. Sie ist wütend auf den Partner, der vor lauter Eifersucht ihr keinen Raum gegeben hat, etwas zu tun, was ihr Spaß macht.

Eine Beziehung ging in die Brüche, weil die junge Frau zu sehr geklammert hat. Sie hat ihren Liebsten mit 30 Anrufen in Abwesenheit und über 20 SMS innerhalb eines Nachmittags/Abends (!) bombardiert. Er fühlte sich dadurch total belästigt und beendete nach kurzer Zeit die Beziehung. Denn die Frau wollte jeden Schritt mit ihm gehen. Seine Freunde fand sie doof. Alleine durfte er nirgendwo hin. Kein Wunder, irgendwann fühlte er sich eingeengt und es wurde ihm zu dumm. Das Ende war nicht mehr aufzuhalten.

Eine Freundin kontrolliert regelmäßig das Bad ihres Liebsten. Liegt da ein fremdes Haar? Steht möglicherweise ein Kosmetikgegenstand einer anderen Frau dort? Und unbedingt muss sie auch in regelmäßigen Abständen sein Handy auf verdächtige SMS durchsuchen. Was, wenn er da dahinterkommt? Warum kann sie ihm nicht vertrauen?

Eine Mutter hat ein Problem mit der Freundin des Sohnes. Ihrer Meinung nach ist das Mädchen kein Umgang für ihren Sohn. Was passiert, wenn sie ihm das Treffen verbietet? Was, wenn sie ihn in Rage vor die Tür setzt? Was, wenn sie weiter an der Freundin immer nur etwas auszusetzen hat?

Sie verliert ihren Sohn, wenn dieser Manns genug ist, zu seiner Liebe und zu seiner Freundin zu stehen. Wäre es nicht besser, die Freundin des Sohnes zu akzeptieren? Anstatt wegen falsch verstandener Mutterliebe und Besitzdenkens ihren geliebten Jungen zu verlieren? Und was vergibt sie sich, wenn sie zur Freundin nett ist und dem Sohn sein Glück gönnt?

Der junge Mann wird mit seiner Freundin/Frau und später seinen Kindern liebend gern nach Hause kommen, wenn er weiß, dass er immer mit offenen Armen willkommen geheißen wird. Aber nur, wenn er auch von zu Hause wegziehen und seine Liebe leben durfte…

Lieben und loslassen können sind ganz wichtige Aspekte für Beziehungen jeder Art. Man lässt Kinder hinaus in die Welt, damit sie eigene Erfahrungen sammeln können.
Man lässt seinen Partner montags auf Montage fahren oder seine Frau zur Schicht gehen.

Hast du es nötig, misstrauisch zu sein? Hast du es nötig, den Anderen/die Andere einzuengen? Oder bist du dir so sicher, dass der/die Andere dich so innig lieben, dass sie gerne zurückkommen – in den Schoß der Familie, ins Elternhaus? Ich wünsche dir diese innige Liebe, das Vertrauen, dass zu jeder Partnerschaft dazu gehört und den Mut, auch loszulassen.

ähnliche Beiträge:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.